Atelierbesuch bei der Künstlerin Nina Marxen

Bei wunderschönem sonnigen Herbstwetter mache ich mich auf den Weg auf die andere Rheinseite nach Köln-Dellbrück. Mein Ziel: Ein Besuch bei der Künstlerin Nina Marxen in ihrem Atelier. An diesem Wochenende finden dort die „offenen Ateliers“ statt. Damit wir auch genügend Zeit haben, uns in Ruhe unterhalten zu können, treffe ich bereits zwei Stunden vor dem offiziellen Beginn dort ein. Das Atelier von Nina Marxen befindet sich in einem Mehrfamilienhaus auf der Dellbrücker Hauptstraße, die heute mit seinen kleinen hübschen Geschäften im Sonnenlicht erstrahlt. Ich werde herzlich von der Künstlerin begrüßt und wir trinken erst einmal zusammen mit ihrem Lebensgefährten gemütlich plaudernd eine Tasse Kaffee in der Küche. So gestärkt nimmt mich Nina Marxen dann mit in ihr gegenüber liegendes Atelier. Bereits beim Eintreten in diesen Raum habe ich das Gefühl, in eine andere Zeit versetzt zu werden oder vielmehr scheint die Zeit hier gedehnter und langsamer zu laufen. Die kreative Energie von Nina Marxen ist im ganzen Atelier deutlich spürbar. Es ist ein Atelier, so wie ich mir auch das Atelier eines Künstlers in Montparnasse oder Montmartre vorstelle, beschaulich und ruhig. Ein nach hinten hinausgehendes Fenster gibt den Blick auf Gärten frei bis hin zu einem nahe gelegenen Wald. Neben dem Fenster in der Ecke steht ein kleiner alter Kachelofen, der für Behaglichkeit im Winter sorgt. Viele weitere kleine liebevoll gesammelte und zusammengetragene Kleinode vervollständigen das Bild. Die Wände des Ateliers zeigen die Bilder der Künstlerin, die in ihrem Künstleroutfit, das mich ein wenig an die Jahrhundertwende erinnert, erwartungsvoll vor ihrer Staffelei steht. Ein großer Behälter mit unendlich vielen Pinseln rundet das Bild perfekt ab. Alles ist stimmig in diesem Raum und ich fühle mich sofort wohl. Bis zum Beginn der „offenen Ateliers“ nutzen wir die Zeit um ein paar Fotos zu machen und uns zu unterhalten, u.a. über ihren Weg als Künstlerin. Es wird ein sehr intensives und interessantes Gespräch, währenddessen Nina Marxen immer wieder aufsteht, um mir voller Begeisterung diverse Mappen voller Kunstwerke und vieles mehr zu zeigen. Sie ist hier ganz und gar in ihrem Element, ganz präsent und sehr lebendig.

Freischaffende Künstlerin mit Schwerpunkt Wandmalerei

Nina Marxen, geboren in Berlin, arbeitet seit 1991 als freischaffende Künstlerin mit Schwerpunkt Wandmalerei. Zu ihren Aufträgen gehört es, die Wände von Kinderarztpraxen, Kitas, Schulen aber auch von Privathaushalten zu bemalen. Im Rahmen dieser Arbeiten kreiert sie zauberhafte großformatige Farb- und Bilderwelten für Kinder und Erwachsene, in die man am liebsten eintauchen möchte. Bereits als Kind hat Nina Marxen kilometerweise Kinderbilder gemalt. Mit ihrer intuitiven Herangehensweise hat sie sich später autodidaktisch alles selbst beigebracht. Neben den Auftragsarbeiten unterrichtet sie aber auch noch intuitives Malen für Erwachsene an der Volkshochschule. Daneben illustriert sie zur Zeit auch gerade noch ein Kinderbuch, was ihr sichtlich viel Freude bereitet und sehr am Herzen liegt. Begeistert zeigt sie mir ihre ersten Skizzen.
Ich schaue mich im Atelier um und bestaune die Bilder, die sie hier präsentiert und die ihre Vielseitigkeit dokumentieren: berührende Bilder, die ihrer Seele entsprungen sind; Weltraum-Bilder; detailreiche Tierbilder; die beeindruckende Porträtreihe der Montmartre-Künstlerinnen, aber auch spirituell-religiöse Bilder. Die Porträts der Montmartre-Künstlerinnen, die mich persönlich sehr ansprechen, haben einen feministischen Ansatz. Diese Porträtreihe mit dem Titel „Das Lächeln vom Eierplätzchen“ präsentierte Nina Marxen auch in der ersten „Eierplätzchen-Roadshow“ 2019. In diesem Zusammenhang erzählt mir Nina Marxen, dass sie sich mit jedem Thema, dass ihren Bildern zugrunde liegt, intensiv beschäftigt und auseinandersetzt, wie z.B. mit den Lebensgeschichten der Montmartre-Künstlerinnen. „Es ist sehr faszinierend und bereichernd auf diese Art und Weise mit anderen Welten in Berührung zu kommen“ erzählt mir Nina Marxen. Sie ist in einem kommunistisch-konfessionslosen Lehrerhaushalt in Berlin mit sehr vielen Büchern groß geworden. An die Wand gelehnt, wartet bereits die nächste große leere Leinwand auf Farbe. Das Motiv hierfür, das noch nicht verraten wird, beschäftigt Nina Marxen bereits seit längerem.

Leben als Straßenkünstlerin

So oft es ihre Zeit erlaubt, ist Nina Marxen auch auf dem Eierplätzchen mit dabei. Die Idee vom „Eierplätzchen-Montmartre“ begeisterte Nina Marxen sofort, als sie davon hörte. Es erinnerte sie an ihre abenteuerliche Zeit, als die 1993 von Berlin auszog, um als Straßenkünstlerin durch deutsche Städte zu ziehen. Ihre Vorbilder waren dabei die Künstler von Montmartre. Wie sie, wollte sie sich ganz ohne Besitz einfach im Fluss des Lebens treiben lassen. Diesen Weg, der nicht immer einfach war, ging Nina Marxen mehrere Jahre lang. Heute lebt Nina Marxen mit ihrer Familie in Köln. Der direkte Kontakt zu den Menschen, die ihre Kunst betrachten, von jung bis alt, quer durch alle Gesellschaftsschichten faszinierte Nina Marxen als Straßenkünstlerin ganz besonders und hier findet sich auch die Parallele zum Eierplätzchen, denn dies ist genau der Punkt, der das Live-Arbeiten auf dem Eierplätzchen für sie so attraktiv und anziehend macht.

Traum: Altarbild

Auf meine Abschlussfrage, was sie unbedingt in ihrem Leben noch realisieren möchte, erzählt mir Nina Marxen mit leuchtenden Augen, dass es ihr großer Traum wäre, einmal ein Altarbild oder Deckenfresko für eine Kirche zu malen. In diesem Zusammenhang erzählt sie auch von ihrer Zeit, als sie in Magdeburg bei einem Restaurator gearbeitet hat. Auf einem Gerüst zu stehen und alte Hausflure kunstvoll zu restaurieren und zu bemalen, hat ihr sehr viel Spaß gemacht.

Was für eine wunderschöne Begegnung und ein inspirierender Austausch mit dieser so sympathischen Künstlerin. Dann ist es auch schon wieder Zeit zum Aufbruch. Mit Sicherheit wird das nicht mein letzter Besuch im Atelier von Nina Marxen gewesen sein.