Viele Aktivitäten, die ansonsten in geschlossenen Räumen stattfinden, werden zur Zeit in den Außenbereich verlegt. Nicht erst seit der Corona-Krise, sondern bereits seit dem Frühjahr 2017 trifft sich auf dem Eierplätzchen in der Kölner Südstadt Sonntag nachmittags eine kleine Gruppe von Künstlern um an Ihren Werken zu arbeiten und sich dabei über die Schulter schauen zu lassen. „Die frische Luft tut uns und unserer Kunst gut“, sagt der Kölner Scratchart-Künstler Peter Mück, der seit Anfang an dabei ist. „Bildende Künstler, die ansonsten isoliert in Ihren Ateliers an Ihren Werken arbeiten, finden hier eine gute Gelegenheit, sich mit Kollegen auszutauschen und mit den vorbeigehenden Passanten zu kommunizieren“, sagt er weiter und weist darauf hin, das auf dem Platz im Kreisverkehr, der direkt am Römerpark gelegen ist, keine Werke verkauft werden. „Wir treffen uns wie die Menschen im Park, die sich zum Boule-Spiel oder zum Federball verabreden und gehen hier unserer Lieblingsbeschäftigung nach“, führt er fort, „natürlich werden dabei auch die Corona-Bestimmungen beachtet, die ja für alle Gruppentreffen gelten“.

Aber wie hat das Ganze eigentlich angefangen?

Bei einem Spaziergang über das Eierplätzchen traf Peter Mück auf den Künstler „Ketan“, der auf dem Eierplätzchen gerade seine Kunst-Kronkorken schmiedete. „Das wollte ich auch“, erinnerte sich Mück und gesellte sich mit ein paar Künstlerkollegen dazu. Fortan traf man sich dann regelmäßig dort. „Wir nannten das Ganze Eierplätzchen-Montmarte“, erzählte er, „natürlich war das nur augenzwinkernd gemeint, denn mit den berühmten Künstler Kollegen wie etwa van Gogh oder Cézanne, die in der unmittelbaren Umgebung des Hügels in Paris gelebt und gewirkt haben, konnten und wollten wir uns nicht vergleichen“. Die Kollegen, mit denen sich Mück nun trifft, stammen zum großen Teil aus dem Künstlernetzwerk crossart, dessen Initiator er ist. Die Autorin Angela Bungarz, die ebenfalls regelmäßig auf dem Eierplätzchen anzutreffen ist, hält das ganze Geschehen in Schriftform fest und hat dazu ein Buch veröffentlich. „Irgendwann dachte ich, müsste man über die schönen Dinge, die hier auf dem Platz geschehen, mal schreiben“, sagt sie und die Idee des Buches war geboren. Das Buch trägt den Titel Das Lächeln vom Eierplätzchen und ist frei nach einer Bilderserie der Kölner Künstlerin Nina Marxen benannt, die ebenfalls sonntags auf dem Eierplätzchen arbeitet. „Es gibt so schöne Geschichten“, führt Bungarz fort, „ wie etwa die von dem Hund Charly, der die „Deutsche Bank“ gefressen hat, eines der Kunstwerke, die Peter Mück auf dem Eierplätzchen oft dabei hat.

Oder die von Volker Paffenholz, der mittlerweile seinem Ruf als Impressionist vom Eierplätzchen immer mehr gerecht wird. Paffenholz fängt mit seiner Malerei alltägliche Situationen vom Eierplätzchen ein, was nicht nur bei Südstädtern gut ankommt. Dabei benutzt er Gouache, eine wasservermalbare Deckfarbe. Paffenholz ist während der Arbeit hin und wieder von Selbstzweifeln geplagt (hat er aber nicht nötig). Dabei ist während seiner Arbeit am Bild auch schon mal ein kleiner Fluch wie dieser zu hören: Leck mich am Gouache!

Dass man sich jetzt zum hundertsten Mal trifft findet Peter Mück großartig. „Nie hätte ich gedacht, dass wir solch eine Kontinuität erreichen. Für mich und die Kollegen ist das Sonntag-Open-Air-Atelier zu einer festen Größe in unserem künstlerischen Schaffen geworden.“

Einmal im Jahr werden die Arbeiten der Künstler übrigens unter dem Titel Eierplätzchen-Roadshow in der Galerie Smend ausgestellt, die in Sichtweite des Eierplätzchens liegt. Die letzte Show im Juni war ein großer Erfolg.